Die Elf vom Gipfel "LH-55" mit Frauen und Partnerinnen im Posthotel Mittenwald. In den Sesseln: Das Gastgeberehepaar. |
Am
Rande: Das Canisianum war jene „Bildungsstätte“, der Heinrich
Breloer in seiner mehrmals ausgezeichneten TV-Dokumenation
bescheinigt hat, dass „der Tagesablauf von einer katholischen
Erziehung geprägt war, die Schuld und Sünde in den Vordergrund
stellte“. Stimmte zwar, ist aber für mich nach 60 Jahren
dazwischen nur noch so etwas wie Käse und Kokolores. Wie gesagt, für
mich. Andere sehen das immer noch so (Helmger*) oder haben es nie so
gesehen (Mau-Mau*).
Elf
von 39 also, denen 1955 die so genannte >Mittlere Reife“
bescheinigt wurde. Der Rest konnte nicht, weil verstorben, malad oder
anderweitig eingebunden. Oder wollte nicht, weil immer noch von bösen
Erinnerungen heimgesucht. Die elf allerdings, die da in Mittenwald
getalkt und getafelt (siehe den Vergleich zu Elmau) haben, hatten den
katholischen Drill aus ihrem Internatsgepäck schon lange auf den
großen Müllhaufen des Vergessens geworfen. Wie vieles andere auch.
So durfte ich erfahren, dass Alter ein Begriff ist, unter dessen Dach
ganz verschiedene Wahrheiten schlummern.
Als
ich zum Beispiel meine Frau vorstellte, stieß ich auf großes
Erstaunen. „Du und verheiratet? Hätte ich nie geglaubt.“
Ehrlich gesagt, hätte ich von dem, der das sagte, nicht mal geahnt,
dass er unter den 500 vermögensten Deutschen gelistet wird. Oder
Mozart* , der fest davon überzeugt war, dass ich früher mal in
einem Kaff im Münsterland gelebt hatte. Genauso wie ich schwöre,
dass ich besagten Ort noch nie im Leben betreten habe, genauso
überrascht war ich, als eben dieser „Mozart“ sich an drei
Abenden in Mittenwald zum medienreifen Kommödianten entwickelte.
„Der und witzig? Den hatte ich nie so in Erinnerung,“ resümierte
auch Rollf*, den ich Jahrzehnte in Brasilien vermutet hatte, obwohl
er die ganze Zeit und bis heute in Österreich an einer Strasse
wohnt, die ich im Berufsleben reichlich oft benutzt habe.
Wirklichkeit,
Wahrheit und Wahrnehmung. Erst im Alter relativiert sich so manches.
Allein schon diese Erkenntnis ist eine Sensation, die nicht
unterschätzt werden sollte. So gesehen war unser „LH-55-Treffen“
ein voller Erfolg. Und das nächste Treffen 2016 in Wuppertal wird
auch schon vorbereitet.. Ich bin sicher, in Elmau kommt auch nicht
viel mehr beim G-7-Gipfel als eine Verabredung zum nächsten Treffen
heraus. Darum: So lange wir uns noch Ziele setzen, sind wir dabei,
auf der großen Bühne dieser Weltgeschichte. Und die Erinnerung? Sie
mag trügen. Erschüttern kann das keinen mehr, wenn er erst mal eine
stattliche Anzahl von Jahren auf dem Buckel hat, wenn Gelassenheit
selbst körperliche Hindernisse ausgleicht. In diesem Sinne:
Euer
Punzel*
* =
aus Datenschutz- und anderen Gründen habe ich nur Vor- oder
Spitznamen genannt.